sLandArt Landschaftsarchitektur

Scharnhorstplatz Chemnitz

Auftraggeber: Stadtverwaltung Chemnitz
Fläche: 0,8 ha
Fertigstellung: 2018

Der Scharnhorstplatz liegt im Chemnitzer Stadtteil Hilbersdorf und wird an vier Seiten von Straßen mit jeweiliger Blockrandbebauung begrenzt. Im Gegensatz zur lückenhaften Bebauung im Südwesten bildet eine rötliche, plastisch gegliederte Klinkerfassade an der Gneisenaustraße die optisch und räumlich prägnanteste Raumkante im Nordwesten des Platzes. Die städtebaulich bedeutsame Grünanlage ist seit 1997 denkmalschutzrechtlich beim Landesamt für Denkmalpflege als „Gartendenkmal Städtische Platzanlage“ erfasst (ID 09205026).

Der räumliche und atmosphärische Charakter der Anlage wurde wesentlich durch zahlreiche Laubbäume geprägt, wovon einige Exemplare vermutlich bereits im späten 19. bzw. im frühen 20. Jahrhundert Teil der damaligen Pflanzenverwendung waren. Insbesondere groß gewachsene Eichen-, Kastanien, Eschen- und Ahornbäume bilden mit ihren ineinander wachsenden Kronen ein dichtes Blätterdach. Im Gegensatz zum Vorzug von kühlendem Schatten waren mangelnde Lichtverhältnisse dem Rasenbewuchs und dem Sicherheitsempfinden der Nutzer teilweise abträglich. Durch die hohe Laubdichte entstand an bewölkten Tagen ein insgesamt eher dunkler Raumeindruck (wird durch dunkle Asphalt- und Schotterflächen verstärkt). Ein weiteres vegetatives Merkmal sind die an den Eingängen und Weggabelungen gelegenen, teils höhengestaffelten Strauchpflanzungen mit Philadelphus spec., Cornus mas und Cornus mas. Gemeinsam mit dem Altbaumbestand sind die meisten Strauchflächen als historische Substanz wertvolles Zeugnis der Geschichte städtischer Grünanlagen und sind schützenswert.

Der Scharnhorstplatz wurde im Rahmen einer Objektplanung saniert bzw. umgestaltet. Neben dem Erhalt bzw. der denkmalgerechten Sanierung historisch bedeutsamer Strukturen wie dem Wegenetz und der Platzmitte bilden angemessene Pflegemaßnahmen im Gehölzbestand sowie die Ausstattung mit stadtteilspezifischen Nutzungsangeboten die Schwerpunkte der freiraumplanerischen Eingriffe. Das Gartendenkmal wurde mit zeitgemäßen Angeboten zur Erholung und zum Spielen für den Stadtteil Hilbersdorf erneut zum attraktiven Stadtplatz und soll mit seinen historisch überkommenen Pflanzenbestand bestmöglich erhalten bleiben.

Der vorhandene Altbaumbestand – vorwiegend bestehend aus Eichen, Kastanien, Linden und Eschen – bleibt fast gänzlich als raumwirksame und historisch wertvolle Vegetation erhalten. Aufgrund mangelnder Vitalität und zur Stärkung der visuellen Beziehung von Parkanlage und Gebäudebestand an der Gneisenaustraße werden drei Eschen (vermutlich aus Anlagezeit) gefällt (rot im Lageplan zum Gehölzbestnd) und durch mittelkronige Laubbäume ersetzt. Zwei Exemplare werden dabei in symmetrischem Bezug zum Mittelrisalit des markanten rötlichen Gebäudes an der Gneisenaustraße Nr. 5 gesetzt.

Als weiteres Zeugnis der historischen Pflanzenverwendung bleiben die teils höhengestaffelten Strauchflächen, welche insbesondere die vier Platzecken betonen, zum großen Teil erhalten. Zur Stärkung von gestalterisch wirksamen Strauchvolumina werden kahle Stellen durch Strauchnachpflanzungen ergänzt . Die Artauswahl aller Gehölzneu- bzw. Gehölzersatzpflanzungen bezieht sich auf den historisch überkommenen Baum- und Strauchbestand. Der an der Gneisenaustraße im Bestand befindliche Stabgitterzaun wird durch freiwachsende Strauchhecken ersetzt. Die Neupflanzung orientiert sich am Gestaltungsprinzip der vorhandenen Zierstrauchpflanzungen. Sie kaschiert die parkenden Autos und verhindert zusammen mit Pollern ein direktes Durchrennen von Kindern in den Straßenraum. Die Funktionalität bleibt bei gesteigerter Gestaltqualität im Sinne der Spielplatzsicherheit und den Ansprüchen des Gartendenkmalschutzes erhalten

Die an den Ecken des Platzes anschließenden, leicht dynamisch geschwungene Wege ins Zentrum der Grünanlage wurden mit gebrauchten Natursteinkleinpflaster aus Granit befestigt. Hierfür wurde in Abstimmung mit der Denkmalbehörde Material mit Farbspiel von grauen bis roten Farbtönen gewählt und vom Bauhof der Stadt Chemnitz beschafft. Für die neu angelegten Querungen und Übergänge der umlaufenden Gehwege sind die für die Stadt Chemnitz charakteristischen und ebenso denkmalgerechten Granitplatten verwendet. Somit konnten alle befestigten Flächen im Sinne der Nachhaltigkeit mit bereits mehrmals verwendeten Narusteinmaterialien aus Granit neu errichtet werden.

Von der Wiederanlage wassergebundener Wegedecken nach historischem Vorbild wurde im Hinblick auf die Entwässerungsbelastung durch die teils starke Geländeneigung und dem langfristig höheren Pflegeaufwand abgesehen. Die Verwendung von regional typischen Befestigungsarten führen anfallendes Oberflächenwasser schnell und verschleißarm in die angrenzenden Rasenflächen bzw. Einläufe ab. Eingefasst wurden sämtliche Wege mit Granit-Großsteinpflaster. Die einst verwendeten Beton-Hochbordsteine wurden abgebrochen. Dadurch konnten die Rasenflächen zu den Wegen hin leicht abgeböscht modelliert werden, schmiegen sich in der Folge visuell gefälliger in die Platztopografie und erlauben die Aufnahme von seitlich anfallendem Oberflächenwasser zur Versickerung.

Der zentrale Platzbereich mit einer vorhandenen Eiche, welche aus der Zeit der Anlage des Platzes stammt, wird in Anlehnung an die historische Gestaltung umgestaltet. Dabei wird der Wurzelbereich des Altbaumes, der im Bestand nahezu vollständig mit Asphalt überbaut vorgefunden wurde (siehe Foto Blatt 1) in einem Durchmesser von ca. 10 Metern entsiegelt und sorgsam mit schatten- und wurzeldruckverträglichen Stauden, Ziergräsern und Blumenzwiebeln unterpflanzt. Als schützende, funktionelle und gestalterische Rahmung dieser besonderen Schmuckpflanzung dient ein bis ca. 50 cm hoher „Sitzring“ aus maßgefertigten Granitblöcken, der teilweise mit Holzauflagen bestückt ist. Somit konnte der Wurzelbereich der Eiche geöffnet und gleichzeitig der ursprünglichen Gestaltung, die eine kreisrunde Betonung der Platzmitte vorsah, entsprochen werden.

Die gesamte Anlage, die als Stadtteilplatz umgeben von Wohnbebauung eine wichtige Funktion der Freiraum- und Freizeitnutzung im Stadtteil einnimmt, konnte mit den natürlichen Materialien Granit und Holz hochwertig und denkmalgerecht umgestaltet werden. Durch den zu erhaltenden Baumbestand musste während der Ausführung mit größtmöglicher Vorsicht in den nahzu im gesamten Baubereich vorgefundenen Wurzelbereichen gearbeitet werden.

Frühzeitige Information der Anlieger sowie deren Einbeziehung in die Planungen (Spielplatzwettbewerb) in Zusammenarbeit mit dem Stadtteilmanagement sorgten für Akzeptanz der einjährigen Vollsperrung des Gesamtanlage. Durch die fruchtbare und konstruktive Zusammenarbeit des Auftraggebers mit dem Landesamt für Denkmalpflege und den ausführenden Unternehmen des Holz- und GaLaBaus konnten alle Planungziele vollumfänglich erreicht werden.

Innerhalb des nordwestlichen platzartigen Bereiches, in Richtung der wirksamen Klinkerfassade an der Gneisenaustraße, ist ein neuer Spielplatz eingeordnet. Der gewählte Standort entspricht der Lage des einstigen Spielplatzes, auf Grund dessen der Baumstand in diesem Bereich nicht so dicht ist und die Licht- und Bodenverhältnisse für diesen Bereich optimal sind. Weiterhin erinnert die längliche Formgebung der Flächen an die Lage einer ehemaligen Schmuckpflanzung mit Richtungsbezug zu den markanten Fassaden der angrenzenden Bebauung. Um die Gestaltung der Spielgeräte im Sinne einer frühzeitigen Nutzerbeteiligung oder Partizipation abzustimmen, wurde das Projekt in den umliegenden Kindergärten vorgestellt. Im Ergbenis konnten einige Wochen später Ideenskizzen der Kinder ausgewertet werden, die als Grundlage für die Auslobung eines Wettberwerbs zur Holzgestaltung dienten. Unter der Maßgabe der exkaten Flächenform und -größe sowie des Gestaltungsthemas „Robin Hood“ wurden drei Entwürfe von Holz- bzw. Spielraumgestaltern eingereicht und ausgewertet. Der Gewinner errichtete in Zusammenarbeit mit dem ausführenden GaLa-Bauunternehmen eine Spiellandschaft aus Eichenkernholz, das sich durch seine kurze Faserstruktur (wenig Splittergefahr) und extreme Festigkeit auszeichnet. Das Holz wird nach dem Einbau im Außenbereich mit jedem Jahr immer härter, wodurch eine große Wartungsarmut und sehr geringe Abnutzungserscheinungen an den viel bespielten Stellen des Gerätes erreicht wird. Alle Holzkonstruktionen sind in zimmermannstechnischer Art ausgeführt.

Die Einfassung des Spielbereiches wurde mit gebrauchten Straßenborden aus Granit (Berliner Bord) ausgeführt sowie vier Radienecken maßgefertigt hinzugefügt.

Für den Spielbereich sind als flankierende Sitzgelegenheiten sechs Bänke aus Gussgestell mit Chemnitz-Logo und mit Sitzauflagen und Rückenlehnen aus Holz aufgestellt. Optisch zurückhaltende Abfallbehälter aus Metall mit Regendach komplettieren die Ausstattung.

Quelle: https://slandart.com/beitrag/Scharnhorstplatz_Chemnitz

sLandArt Stefan Leiste
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